Wegwerfen ist von gestern: Warum die Spandauer Zuversichtskirche so abgerissen wird, dass dies möglichst nachhaltig geschieht, erklärt Heike Holz in unserer Rubrik „3 Fragen & 3 Antworten“. Sie betreut für die Kirchgemeinde Staaken den nachhaltigen Abriss und Neubau der Zuversichtskirche. Ein Spandauer Leuchtturmprojekt.

Die Zuversichtskirche wird abgerissen und Sie betreiben großen Aufwand, um möglichst viele Teile wiederzuverwenden. Warum?

Heike Holz: Zunächst, die Entscheidung, die Zuversichtskirche abzureißen, hat sich die Gemeindeleitung nicht leichtgemacht. Am Anfang stand 2014 der umweltpolitisch und finanziell motivierte Wunsch, das Gebäude energetisch zu sanieren. Peu á peu stellten sich immer mehr Hindernisse für eine sinnvolle rechtliche, technische und finanzielle Lösung heraus. Schließlich wurde gemeinsam mit dem Stadtplanungsamt des Bezirksamts Spandau Abriss und Neubau als sinnvollste Lösung identifiziert. Obwohl der Neubau komplett mit erneuerbaren Ressourcen beheizt werden soll, es eine Photovoltaikanlage, ein begrüntes Dach und eine Regenwasserversickerung geben wird, wird die Das CO2-Bilanz insgesamt zunächst sogar höher ausfallen. Denn der Rückbau des Gebäudes vernichtet wertvolle Materialien, die wieder neu produziert werden müssen und erhöht die Menge des Bauschuttes in Deutschland. Daher haben wir uns überlegt, wie wir die noch gut nutzbaren Bauelemente wiederverwenden können. Da eine solche Wiederverwendung finanziell keine Einsparung, sondern Mehrbelastungen mit sich bringt, haben wir im Sommer 2021 ein Workcamp mit Freiwilligen durchgeführt. Im Rahmen dieses Workcamps konnten die leicht zugänglichen Baustoffe wie z.B. Fußbodenbeläge (Laminat und Linoleum) oder Holzverkleidungen gerettet werden. Auch das Inventar konnte gesichert und auf einem Flohmarkt angeboten werden. Die nicht von uns wiederverwendeten Bauelemente können noch bis Ende Mai über die Plattform „Restardo“ erworben werden.

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse, die Sie durch das Projekt gelernt haben?

Heike Holz: Eine wichtige Lernkurve für alle zukünftigen Gebäude, die wir bauen, ist:

  • Die Statik und Bauweise sollten vielfältige Nutzungen ermöglichen.
  • Wenn die Standzeit abgelaufen ist, sollten alle Baustoffe recyclebar sein.
  • Die Wiederverwendbarkeit der Bauelemente muss bereits bei der Auslobung des Architekturwettbewerbs mit aufgenommen werden. Sonst verursachen alle diesbezüglichen Planungsarbeiten zusätzliche Kosten, wenn sie überhaupt noch umsetzbar sind.

Diese Anforderungen stellen die Fachplaner:innen derzeit noch vor hohe Herausforderungen, denn der Gedanke grundsätzlicher Umnutzung von Bauelementen ist noch wenig verbreitet in Fachkreisen. Aber als Bauherrenvertreterin würde ich nicht mehr darauf verzichten.

Wo können Interessierte weitere Infos bekommen?

Heike Holz: Bei mir persönlich im Staakentreff, Brunsbütteler Damm 267, 13591 Spandau, freitags von 9-15 Uhr und auf der Internetseite der Gemeinde sowie im Blog.