Am 24. April jährte sich zum neunten Mal der Einsturz der Kleidungs-Fabrik Rana Plaza in Dhaka (Bangladesch), bei dem mehr als 1000 Menschen ums Leben kamen. Die Katastrophe war für viele Menschen Anlass, sich mit den Arbeitsbedingungen bei der Herstellung unserer Kleidung zu beschäftigen. Als Reaktion vergibt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seit 2019 das Siegel „Grüner Knopf“, für nachhaltig produzierte Textilien. Wie gut schützt es die Rechte der Arbeiter:innen?

Copyright: BMZ

Grundsätzlich unterscheidet das Siegel zwischen Unternehmenskriterien und Produktkriterien. Erstere fordern den Nachweis von Managementprozessen, die geeignet sind, um die Einhaltung von Nachhaltigkeitsrisiken im Unternehmen, aber auch entlang der Lieferkette zu identifizieren und ggf. angemessen auf Probleme zu reagieren. Letztere fordern den Nachweis, dass bei der Herstellung der Produkte Mindeststandards eingehalten werden.

Eine Besonderheit des Grünen Knopfes ist der „Meta-Siegel“-Ansatz. Gemeint ist damit, dass Produkte, die bereits mit anderen anerkannten Nachhaltigkeitssiegeln zertifiziert sind, ohne erneute Prüfung auch den Grünen Knopf tragen dürfen. Damit versucht das BMZ ein wenig Ordnung in den wuchernden Textil-Siegel-Dschungel zu bringen. Nach der Vorstellung des Siegels hagelte es insbesondere aus der Zivilgesellschaft Kritik. Vor allem, dass nur die letzten zwei Stufen der langen und komplexen Textil-Lieferkette (Nassprozesse und Konfektionierung) überprüft werden, wird als nicht ausreichend beurteilt. Dieser Kritik trägt das BMZ Rechnung, indem die Anforderungen zur Erlangung des Siegels ab Sommer 2022 angehoben werden. Fortan soll die gesamte Lieferkette abgedeckt werden. Außerdem wird zukünftig die Kreislauffähigkeit der verwendeten Fasern in die Bewertung einbezogen.

Fazit:
Der Grüne Knopf ist in seinen Anforderungen das umfangreichste Siegel im Textilbereich. Obwohl andere Siegel teilweise strengere Kriterien anlegen, gelten diese meist nur für Teilbereiche der Lieferkette, sodass nie ganze Kleidungsstücke als nachhaltig bezeichnet werden können. Berücksichtigt man die geplanten Änderungen am Kriterienkatalog, kann der Grüne Knopf trotz aller Kritik (und mangels Alternativen) empfohlen werden.