Stoppt den Plastikwahn!

plastikmuellSeevögel verenden qualvoll an Handyteilen in ihrem Magen, Schildkröten halten Plastiktüten für Quallen und Fische verwechseln winzige Plastikteilchen mit Plankton. Das Verwechseln mit Nahrung ist nicht das einzige Problem, das der Zivilisationsmüll in unseren Gewässern bedeutet. Häufig verfangen sich Tiere im Müll und verenden dann qualvoll. Bei den Zersetzungsprozessen werden gefährliche Inhaltsstoffe wie Bisphenol A, Phtalate oder Flammschutzmittel freigesetzt, die sich in der Nahrungskette anreichern und nachhaltig das Erbgut und den Hormonhaushalt mariner Lebewesen beeinflussen können. Die kleinen Plastikpartikel ziehen dabei im Meerwasser gelöste Umweltgifte wie das Insektizid DDT oder PCBs an wie ein Magnet. Eine tödliche Mahlzeit für Filtrierer wie Muscheln oder Korallen.

Die weltweite Produktion von Kunststoff hat sich in den vergangenen 25 Jahren auf 300 Millionen Tonnen pro Jahr verdreifacht. Dieser Kunststoff verursacht gravierende Umweltprobleme, vor allem im Meer. Drei Viertel des Meeresmülls besteht aus Plastik und die Plastikabfälle. Heute schwimmen in jedem Quadratkilometer der Meere zehntausende Teile Plastikmüll. Im Nordpazifik treibt seit Jahrzehnten ein Müllstrudel, der mittlerweile so groß ist wie Zentraleuropa. Die Menge des treibenden Mülls an der Wasseroberfläche ist so groß, dass dieser vom Weltraum aus zu erkennen ist – als riesige Müllteppiche, die mit den Meeresströmungen wandern. Dabei sind die Abfälle an der Meeresoberfläche nur die Spitze des Eisberges. Mehr als 70 Prozent des Mülls sinken auf den Grund. Zurück an Land gelangen nur 15 Prozent der Plastikabfälle. Doch allein diese bieten ein eindeutiges Bild: Strände unbewohnter Inseln versinken geradezu im Müll. Bis zur völligen Zersetzung von Plastik können 350 bis 400 Jahre vergehen. Zunächst zerfällt es lediglich in immer kleinere und kleinere Partikel mit den eingangs beschriebenen Folgen. Mehr Infos der NABU hier >

Neben den gesundheitlichen Bedrohungen für Mensch und Tier hat der Müll im Meer auch ökonomische Folgen. Tourismusgebiete sind bedroht, Strände müssen ständig gesäubert werden, der Müll verfängt sich regelmäßig in Schiffsschrauben und Fischernetzen. Auch die Landwirtschaft leidet unter verschmutztem Weideland in Küstennähe. Bei Kraftwerken verursacht der Müll Schäden bei der Kühlwasseraufnahme, bei Entsalzungsanlagen blockiert er den Wasserkreislauf. Die Verschmutzung unserer Meere führt jedes Jahr zu enormen wirtschaftlichen Schäden.

Das kann man selbst tun:

Vermeiden Sie Plastikverpackungen, Plastiktüten und Wegwerfartikel. Wenn doch mal eine Einwegtüte nötig war – egal ob aus Plastik oder Papier: die Tüte so oft wie möglich wieder benutzen. Die Plastiktüte erst wenn sie zu dreckig oder kaputt ist, als Müllbeutel für den Gelbe-Tonne-Abfall nutzen.

Verwenden Sie unterwegs verschließbare Kaffebecher, genießen Sie die Speisen vor Ort oder nehmen Sie mitgebrachte Brote in einer Dose von zu Hause mit. Damit schonen Sie gleichzeitig Geldbeutel und Natur.

Trennen Sie Ihren Müll. Nur so ermöglichen Sie, dass Plastik und andere Stoffe überhaupt recycelt werden können.

Mikroplastik meiden: Verzichten Sie auf Zahnpasta und Kosmetika mit Mikroplastik-Kügelchen. Z.B. Polyethylene.

Informieren Sie sich über Giftstoffe im Plastik und meiden Sie besonders Produkte aus PVC (Polyvinylchlorid) und PC (Polycarbonat).

Reparieren und verwenden Sie Sachen wieder, um Müll zu vermeiden.

Auf Gesetz hoffen: Die EU plant Plastiktüten zu besteuern mit dem Ziel, dass bis 2025 nur noch 40 Tüten jährlich benutzt werden. Die genaue Umsetzung in Deutschland steht noch nicht fest, wobei derzeit eine verpflichtende und eine freiwillige Komponente zur Diskussion stehen. Andere Städte haben dies schon längst vorgemacht, z.B. San Francisco und Los Angeles. Aber auch europäische Länder zeigen wie es geht: In Irland wurde eine Abgabe je Plastiktüte von 44 Cent eingeführt. Seither sank der Pro-Kopf-Verbrauch von 328 auf 18 Tüten.

Weitere Informationen unter:

NABU „Meer ohne Plastik“
NABU „Plastikmüll und seine Folgen“
Schutzstation Wattenmeer „Meeresmüll – Plastik ist überall“
WWF „Das kann kein Meer mehr schlucken: Unsere Ozeane versinken im Plastikmüll“ 
Umwelt Bundesamt „Mikroplastik im Meer – wie viel? Woher?“

Foto: Mellumrat e.V.