Werkstatt-Einblicke: das Spandauer Klimaschutzkonzept

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Klimaschutz funktioniert nur, wenn alle gemeinsam anpacken und mitwirken: Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Welche Hebel können und müssen wir in Spandau bewegen, um den Bezirk auf den Pfad der Klimaneutralität zu bringen und die Berliner Klimaziele zu erreichen? Die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Klimaschutz des Bezirksamts konnte beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz Fördermittel für die Erstellung des ersten integrierten Klimaschutzkonzepts für Spandau einwerben und koordiniert den gesamten Prozess.

Die wichtigsten Bausteine auf dem Weg zum Klimaschutzkonzepts wollen wir Ihnen mit unserer neuen Reihe „Werkstatt Einblicke: das Spandauer Klimaschutzkonzept“ in den nächsten Ausgaben unseres Newsletters näher bringen. In jeder Ausgabe stellen wir einen der für ein Klimaschutzkonzept wichtigen Baustein im Detail vor und berichten zudem, wo wir gerade im Prozess stehen.

Das Ziel bei der Erstellung eines Klimaschutzkonzepts ist es, einen Maßnahmenkatalog für alle klimarelvanten Handlungsfelder aufzustellen, der auf den tatsächlich vorhandenen Potenzialen und Bedarfen im Bezirk aufbaut, von beteiligten Akteur:innen und Bürger:innen mit entwickelt und später gemeinsam umgesetzt und durch ein Monitoring kontrolliert wird. Dazu werden im Laufe des Jahres 2023 verschiedene öffentliche Formate angeboten, an denen Sie teilnehmen können. Wir informieren Sie dazu rechtzeitig im Newsletter sowie über unsere Social Media Kanäle und weitere Stellen in Spandau.

1) Der erste Schritt: Wo steht Spandau eigentlich im Klimaschutz?

Wir kennen das gesetzliche Ziel: spätestens 2045 muss die Klimaneutralität erreicht werden – auch in Spandau. Für den Weg dorthin erstellen wir ein Klimaschutzkonzept, an dem wir die Spandauerinnen und Spandauer beteiligen wollen. Aber von welchem Ausgangspunkt laufen wir denn los? Das ist die zentrale Frage, die wir uns hier an der Stabsstelle Nachhaltigkeit & Klimaschutz des Bezirksamts derzeit stellen. Denn dadurch bestimmt sich letztlich auch, wie wir ans Ziel der Klimaneutralität kommen können.
Im ersten großen Schritt sammeln und analysieren wir daher vor allem viele Daten über den Bezirk und die Aktivitäten, die bereits laufen. Also Daten zur zukünftigen demographischen Entwicklung, zu bisherigen und geplanten Flächennutzungen, zum Verkehr oder Daten zu sozialen Indikatoren wie Arbeitslosigkeit und vieles mehr. Darüber hinaus schauen wir uns an, welche Aktivitäten zu Klimaschutz und –anpassung es bereits im Bezirk gab oder derzeit gibt und werden alle relevanten Akteure für den Klimaschutz identifizieren, um sie später in die Erstellung des Klimaschutzkonzepts mit einzubeziehen. Als Bezirksamt haben wir eine Vorbildfunktion, daher nehmen wir auch unsere bisherigen Aktivitäten unter die Lupe. Dazu zählen insbesondere unsere etwa 200 Liegenschaften, aber auch klimapolitische Entscheidungen. All diese Informationen sammeln und analysieren wir in den nächsten zwei Monaten. Diese bilden dann die grundlegende und wichtige Basis für die Erstellung der ersten Energie- und Treibhausgasbilanz für Spandau (Werkstatt-Einblick im April) und die darauffolgenden Schritte hin zu einem Spandauer Klimaschutzkonzept. Die Ergebnisse unserer „Ist-Analyse“ werden wir Ihnen bei unserer großen Auftaktveranstaltung Anfang Mai vorstellen. 

2) Ein essentielles Instrument beim Klimaschutz: die Energie- und Treibhausgasbilanz

Bis spätestens 2045 muss gemäß des Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetzes die Klimaneutralität erreicht werden – auch in Spandau. Auf dem Weg dorthin ist es notwendig, dass alle Sektoren den Ausstoß von Treibhausgasen stark und schnell verringern. Wie können wir prüfen, ob die Maßnahmen wirken und Spandau auf dem richtigen Weg ist, um die gesetzlichen Klimaziele zu erreichen? Dabei kann eine sogenannte Energie- und Treibhausgasbilanz helfen. Diese heißt so, da in einem ersten Schritt analysiert wird, wie hoch der Energieverbrauch in den verschiedenen Sektoren wie Wirtschaft, Verkehr und Gebäude ist. Mit Hilfe spezifischer Umrechnungsfaktoren kann im zweiten Schritt errechnet werden, wie viele Tonnen CO2 ausgestoßen wurden. Diese Berechnungen erstellen wir derzeit sowohl für den gesamten Bezirk als auch für die Bezirksverwaltung, da dieses bereits bis 2030 klimaneutral organisiert sein soll. Dafür gibt es unterschiedliche methodische Herangehensweisen. Für den Bezirk Spandau verwenden wir die sogenannte BISKO-Methodik („Bilanzierungs-Systematik-Kommunal“) wie andere Kommunen auch. Für das Bezirksamt wird nach dem sogenannten „Greenhouse-Gas-Protocol“ bilanziert, eine Methodik die in der Regel für Unternehmen und große Einrichtungen verwendet wird.

Für das Bezirksamt tragen wir derzeit alle verfügbaren Energiedaten zusammen, die für die Berechnung benötigt werden: zum Beispiel Daten zum Energieverbrauch in unseren Liegenschaften, wie dem Rathaus und anderen Dienstgebäuden, den Spandauer Schulen du Sportstätten oder der Zitadelle sowie Daten zur Nutzung des bezirklichen Fuhrparks und zu unseren Beschaffungen. Für den ganzen Bezirk haben wir zum Beispiel Verbrauchsdaten bei Vattenfall, der GASAG und der Stromnetz Berlin angefragt sowie Daten zu den Feuerungsanlagen bei den Schornsteinfeger:innen. Zudem nutzen wir die breite Datenbasis, die uns das Land Berlin mit dem Energieatlas bietet, zum Beispiel zu Photovoltaik-Anlagen. 

3) Der Beteiligungsprozess: Unser Spandau. Unser Klima. Unsere Zukunft.

Wir als Bezirksamt Spandau erstellen das erste Klimaschutzkonzept für Spandau und wollen dabei selbstverständlich den Weg zur Treibhausgasneutralität gemeinsam mit der Stadtgesellschaft gehen. Nur wenn möglichst viele mitwirken, kommt Spandau beim Klimaschutz und der Anpassung an die Folgen der Erderhitzung ans Ziel. Wir als Verwaltung wollen mit gutem Beispiel vorangehen, aber haben tatsächlichen nur einen kleinen direkten Einfluss auf die großen Klimaschutz-Hebel im Bezirk. Um die geeigneten kurz-, mittel- und langfristig umzusetzenden Maßnahmen gemeinsam zu identifizieren, planen wir daher für 2023 einen breiten Beteiligungsprozess unter dem Motto für das Klimaschutzkonzept: Unser Spandau. Unser Klima. Unsere Zukunft.

Wie gehen wir das an? Mit Unterstützung der Expertise unserer Dienstleister und auf Basis der im letzten Beitrag vorgestellten Analyse des Status Quo in Spandau (als Referenzjahr gilt 2021) werden wir als Basis dafür grundsätzliche Potenziale und Handlungsbedarfe bei Klimaschutz und Klimafolgenanpassung identifiziert. Um daraus konkrete umsetzbare Klimaschutz-Maßnahmen abzuleiten, benötigen wir die Rückmeldung und die Anregungen derjenigen, welche die Emissionen mit verursachen und die Maßnahmen am Ende umsetzen werden: die Bezirksverwaltung, die Spandauer Wirtschaft und die Stadtgesellschaft.

Innerhalb des Bezirksamts soll der geplante Beteiligungsprozess mit verschiedenen Fachämtern mit Schnittstellen zu Klimaschutz und Klimafolgenanpassung stattfinden, um am Ende realisierbare und auf Spandau zugeschnittene Maßnahmenpakete in verschiedenen Handlungsfeldern zu erhalten und frühzeitig Zielkonflikte zu adressieren und möglichst zu lösen. Wir als Stabsstelle Klimaschutz & Nachhaltigkeit, die direkt beim Bürgermeister Frank Bewig angesiedelt ist, erstellen dazu einen Überblick, wer außer uns in der Verwaltung durch tägliche Entscheidungen relevanten Einfluss auf den Klimaschutz nehmen kann und bereits nimmt. Ein Beispiel: das Facility Management, das für unsere mehr als 200 bezirklichen Liegenschaften zuständig ist. Mit Solaranlagen, Energieeffizienzmaßnahmen und der Umstellung auf fossilfreie Wärmepumpen kann das Energiemanagement Treibhausgase vermeiden. Daher analysieren wir zusammen mit den relevanten Fachämtern für Klimaschutz auch Verwaltungs- und Entscheidungsprozesse, um zu erkennen, welche unentdeckten Potenziale in unserer Verwaltung schlummern und wie sie geweckt werden können!

Für die Beteiligung der Stadtgesellschaft wollen wir mit verschiedenen Workshops Spandauer Unternehmen, Akteur:innen aus der Wohnungswirtschaft, aus den Kirchen sowie zivilgesellschaftliche Vereine und Verbände und engagierte Spandauer:innen einladen, sich besser zu vernetzen und gemeinsam zu überlegen, mit welchen Stellschrauben (zum Beispiel im Bereich Fuhrparkumstellung und Mobilität, Erzeugung von Erneuerbaren Energien, Bildung oder Klimaanpassung) in den nächsten Jahren Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden können und wo es ggf. Unterstützungsbedarfe gibt. Denn die vielfältigen Akteur:innen in Spandau wissen jeweils auf ihrem Erfahrungsgebiet als Expert:innen am besten, was möglich ist und  welche Voraussetzungen für besseren Klimaschutz und eine nachhaltige Entwicklung Spandaus geschaffen werden müssten. Somit hoffen wir, dass sich im Zuge dieses Beteiligungsprozesses viele ambitionierte Akteur:innen aus der Stadtgesellschaft, die Spandau auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität unterstützen und voranbringen wollen, freiwillig zur Umsetzung von Klimaschutz bekennen und vielleicht sogar verpflichten werden.

In einem weiteren Schritt wollen wir schließlich auch Sie als Büger:innen einbeziehen, um verschiedene Maßnahmen besser lokal zu integrieren und die Bedarfe und Möglichkeiten vor Ort im Quartier einzubeziehen. Dabei wird es die Möglichkeit geben, über das digitale Beteiligungsportal mein.berlin.de die Maßnahmen zu kommentieren. Dazu folgen in Kürze Informationen.

4) Los geht’s! Seien Sie beim Auftakt zur Beteiligung am Spandauer Klimaschutzkonzept dabei

Es ist soweit – jetzt sind Sie alle gefragt! Da das erste Spandauer Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept unser gemeinsamer Fahrplan auf dem Weg zu einem klimafreundlichen und lebenswerten Spandau werden soll, haben wir Ihnen letzten Monat an dieser Stelle den geplanten Beteiligungsprozess vorgestellt. Nun möchten wir diesen starten und Sie als Spandauerinnen und Spandauer, Unternehmen, Vereine, Initiativen, Kirchen und alle anderen Interessierten Akteurinnen und Akteure herzlich zu unserer Auftaktveranstaltung einladen! Wir wollen Ihnen zunächst unsere bisherigen Erkenntnisse aus der Energie- und Treibhausgasbilanzierung für Spandau und der Analyse bestehender Klimaschutzaktivitäten vorstellen und präsentieren, wie wir den Beteiligungsprozess für die daraus zu entwickelnden Klimaschutz-Maßnahmen konzipiert haben. Zudem wird ein spannender Gast der Klimawissenschaft die Herausforderungen und Chancen auf dem Weg zur CO2-Neutralität erläutern.  Mit der Unterstützung von Reinventig Society e.V. werden wir Sie auf eine spannende Reise ins Spandau 2045 mitnehmen, sodass wir uns gemeinsam ein Bild gestalten können, wo all unsere Schritte beim Klimaschutz hinführen könnten & sollten und wie ein lebenswertes und klimagerechtes Spandau 2045 aussehen kann! Die Ergebnisse werden mit in unsere Realvision von Spandau 2045 einfließen und uns somit auf dem weiteren Weg durch die Konzepterstellung inspirieren und begleiten. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme! 

Wann? Mittwoch, 12. Juli 2023, 17:30-20:30 Uhr

Wo? Bürgersaal im Rathaus Spandau (Carl-Schurz-Straße 2, 13597 Berlin, 2. Etage, neben der Cafeteria)

Bitte melden Sie sich bis zum 06.07.2023 per E-Mail an: klimaschutz@ba-spandau.berlin.de zur Veranstaltung an.

Das Programm sowie weitere Hintergrundinformationen finden Sie auf der Website der Stabsstelle Nachhaltigkeit & Klimaschutz von Bezirksamt Spandau. 

 

4) Ergebnisse der öffentlichen Auftaktveranstaltung zum Klimaschutzkonzept am 12.07.2023

Der Auftakt zur Beteiligung am ersten Spandauer Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept am 12. Juli 2023 war mit mehr als 90 Anwesenden sehr gut besucht und brachte viele Anregungen und innovative Ideen für Klimaschutzmaßnahmen. Für uns an der Stabsstelle Nachhaltigkeit & Klimaschutz, die die Erstellung des 1. Klimaschutzkonzepts für Spandau koordiniert, ist damit eine wichtige Voraussetzung für den partizipativen Erstellungsprozess gelungen. Es gab einen spannenden wissenschaftlichen Impuls mit vielen konkreten Anregungen zum Handeln von Prof. Bernd Hirschl vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung sowie einen Workshop mit dem Thinktank Reinventing Society zu Methoden der positiven Zukunftsvision, mit denen die Transformation für unser Spandau 2045 erfahrbar und greifbar wurde. Auch Wochen nach der Veranstaltung erreichen uns noch Zuschriften, die interessante Maßnahmenideen für Spandau anregen. Für mehr Informationen und die Dokumentation der gesamten  Veranstaltung schauen Sie auf der Website der Stabsstelle Nachhaltigkeit & Klimaschutz vorbei.

 

5) Wo steht Spandau? Ergebnisse der Ist-Analyse und Hemmnisse bei der Datenbeschaffung

Im Rahmen des Klimaschutzkonzepts werden wir als Stabsstelle Nachhaltigkeit und Klimaschutz des Bezirksamts konkrete Treibhausgasreduktions-Ziele für den Bezirk Spandau festschreiben und darauf abgestimmte Maßnahmen entwickeln, um diese dann zu erreichen. Die Identifikation von möglichen konkreten Potenzialen, die Treibhausgase in den verschiedenen Handlungsfeldern zu senken, ist weit komplexer, als sie vielleicht zunächst scheint. Dazu führen wir vielen Gesprächen mit relevanten Interessensverter:innen und Akteur:innen, sammeln Unmengen an wichtigen Daten und Informationen (zum Beispiel zur Wärmeversorgung von Spandauer Wohn- und Nichtwohngebäuden), an die in vielen Fällen nicht leicht heranzukommen ist. Alle für Spandau gesammelten Informationen und Daten werten wir derzeit aus und tragen sie für die Ist-Analyse zur Energie- und Treibhausgasbilanz für alle Handlungsfelder soweit wie möglich zusammen. Dabei geht es nicht nur um Daten aus dem Bezirksamt, sondern auch um Daten, die den gesamten Bezirk betreffen. Um Ihnen einen konkreten Einblick dazu zu geben, stellen wir Ihnen unser Vorgehen und erste Ergebnisse aus den Handlungsfeldern Mobilität und Wärmeversorgung vor.

Im wichtigen Handlungsfeld Mobilität betrachten wir auf der einen Seite unseren eigenen Verwaltungsfuhrpark und auf der anderen Seite die Situation im gesamten Bezirk. Bspw. waren im Bezirk Spandau im Jahr 2022 laut Zulassungsstelle (LaBo Berlin) insgesamt 88 590 PKW angemeldet, davon 7 % mit klimafreundlicher Antriebsart (Elektro, Hybrid, Plug-in-Hybrid). Im Vergleich zu anderen Bezirken landet Spandau beim klimafreundlichen Antriebsart damit nur auf dem achten Platz in Berlin. Für eine klimaneutrale Entwicklung des Verkehrssektors muss dieser geringe Anteil also in den kommenden Jahren stark erhöht werden. Gleichzeitig gilt es für eine klimaschonendere Mobilität in Spandau, die Anteile der ohnehin emissionsarmen Mobilitätsformen wie zu Fuß gehen, Radfahren oder ÖPNV-Nutzung am sogenannten „Modal Split“ zu erhöhen. Der Modal Split gibt Aussagen dazu, mit welchen Verkehrsmittel die Menschen ihre täglichen Wege zurücklegen. Hier liegt derzeit der Anteil des motorisierten Individualverkehrs bei 41,5 % (Quelle: SrV 2018). Schauen wir auf den eigenen Fuhrpark im Bezirksamt, konnten wir feststellen, dass es zurzeit 42 PKW im Einsatz für Verwaltungsaufgaben gibt (etwa Grünflächenamt, Ordnungsamt und andere). Von diesen 42 PKW haben 15 bereits einen vollelektrischen Antrieb. Das entspricht einem Anteil von 36 %, der bis 2030 auf 100 % ansteigen soll. Die bezirklichen Nutzfahrzeuge sind überwiegend noch nicht elektrifiziert, da insbesondere bei den schweren oder spezielleren Nutzfahrzeugen noch kaum elektrische Alternativen am Markt verfügbar sind. Kompliziert wird die Umstellung auf E-Antriebe auch dadurch, dass es im Bezirksamt derzeit noch kein zentrales Fuhrparkmanagement gibt, sondern jedes Amt für die eigenen Fahrzeuge und deren Organisation selbst zuständig ist.

Besonders komplex ist die Datenerhebung zur Wärmeversorgung im Bezirk. Denn noch gibt es in Berlin kein Wärmekataster mit Informationen dazu, welche Energieträger in welchen Gebäude genutzt werden. Das heißt: niemand weiß eigentlich genau wie die einzelnen Gebäude im Bezirk und insgesamt in Berlin tatsächlich beheizt und mit Warmwasser versorgt werden: Gas-, Öl- oder Nachtspeicherheizung? Solarthermie? Wärmepumpe?

Damit wir für den Start wissen, wo wir in Spandau stehen und dann ableiten können, wo die größten Handlungsbedarfe und auch Potenziale für den Umstieg auf Wärme aus erneuerbaren Energien liegen, müssten wir eigentlich wissen, welche Art Wärmeversorgung in jedem einzelnen Spandauer Haus derzeit existiert und wie viel Energie dort verbraucht wird. Gerade bei dieser dezentralen Wärmeversorgung liegen jedoch nur sehr wenige Daten vor und nur eine geringe Zahl der Haushalte in Spandau ist an die Fernwärme angeschlossen. Auf Basis dieser Daten kann dann überhaupt erst geplant werden, wie die Quartiere möglichst effizient auf eine saubere emissonsfreie Wärmeversorgung umgestellt werden können. Also das, was derzeit als sogenannte kommunale Wärmeplanung auch in Berlin angestrebt wird.  So arbeiten wir momentan mit den Daten (bspw. mit grundsätzlichen Wärmebedarfen), die für uns verfügbar sind und machen Abschätzungen, um Ansätze für Potenziale zu erhalten. Das Land Berlin arbeitet derzeit noch an einem Wärmekataster, welches wichtige zusätzliche Erkenntnisse zur Situation der Wärmeversorgung in Spandau bringen kann und Voraussetzung für eine Wärmeplanung mit erneuerbaren Energien ist.

 

6) Neue Unterstützung im Team: Einblick in die Arbeit eines Klimaschutzmanagers (3 Fragen & 3 Antworten)

Die Stabsstelle Nachhaltigkeit & Klimaschutz hat seit Mitte Oktober neue Unterstützung: Mit Niklas Wermbter konnte die freie Stelle eines Klimaschutzmanagers, die mit Mitteln der nationalen Klimaschutzinitative des BMWK für zwei Jahre zur Erstellung unseres Spandauer Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzepts zu 100 Prozent gefördert wird, schnell und kompetent nachbesetzt werden. Wer er ist, wie ein typischer Arbeitstag eines kommunalen Klimaschutzmanagers aussieht und was seine Aufgaben im Rahmen der Erstellung des Klimaschutzkonzepts sein werden, beantwortet er uns anhand von 3 Fragen.

1.Wer bist du, was hast du studiert und was motiviert Dich für den Klimaschutz im Bezirksamt Spandau zu arbeiten?

Mein Name ist Niklas Wermbter, ich bin 26 Jahre alt und im Frankenländle aufgewachsen. Ich habe meinen Bachelor in Stadt- und Raumplanung an der Fachhochschule Erfurt absolviert. Im Master habe ich Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin studiert und in meiner Masterarbeit den Fokus auf Klimaschutz und –anpassung gelegt. Unter anderem habe ich mich mit den Themen Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen in Bebauungsplänen, klimafreundlicher Städtebau und Baukultur sowie einem Praxisprojekt zu autoreduzierten Kiezen beschäftigt.

Klimaschutz und -anpassung sind besonders wichtig für Menschen, die in urbanen Räumen leben, da in Städten die meisten Treibhausgase verursacht werden und auch die Folgen der Erderhitzung stark spürbar sind. Daher ist meine Hauptmotivation als bezirklicher Klimaschutzmanager, die Lebensqualität der Spandauer Bevölkerung durch Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen zu verbessern.

  1. Wie sieht der normale Arbeitstag eines Klimaschutzmanagers aus?

Als Klimaschutzmanager verbringen meine Kollegin Insa Kehlenbeck und ich die meiste Zeit in unserem Gemeinschaftsbüro im Bezirksamt. Unser Ziel ist es, Klimaschutzaspekte als Querschnittsthema in alle Verwaltungsbereiche des Bezirksamts zu integrieren, damit die Auswirkungen auf das Klima bei allen Entscheidungen der Verwaltung möglichst frühzeitig berücksichtigt werden. Das Aufgabenfeld eines Klimaschutzmanagers ist komplex und beinhaltet eine Fülle an Themen und Handlungsfelder, die wir mit dem Klimaschutzkonzept adressieren wollen. Unser Ziel ist es, alle Aktivitäten zum Klimaschutz im Blick zu haben und weitere zu initiieren. Die Idee ist, dass beim Klimaschutzmanagement alle Fäden zusammenlaufen und koordiniert werden können. Wir analysieren und prüfen, ob wir uns als Bezirksamt auf dem richtigen Pfad zum Ziel der Treibhausgasneutralität befinden und wenn nicht, dann schauen wir, was wir im Bezirksamt anders tun können, um die Berliner Klimaziele so schnell wie möglich zu erreichen. Dabei verlassen wir natürlich gern hin und wieder unser Büro, tauschen uns mit Kolleg:innen aus anderen Fachämtern zum Klimaschutz aus, besuchen Veranstaltungen und Fach-Konferenzen, wo wir das neueste Wissen gewinnen und uns mit anderen vernetzen. Neben der Unterstützung von Fachämtern bei der Initiierung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen in deren Bereich, betreuen wir auch eigene Klimaschutz-Projekte wie beispielsweise das Spandauer Lastenradprojekt fLotte kommunal. Wichtig ist auch die Beantragung und anschließende Betreuung von Fördermitteln vom Land Berlin, dem Bund oder der EU. Momentan sind fast alle unsere Projekte über verschiedene Drittmittel gefördert. Das kostet auch viel Zeit und Aufwand.

Eine weitere wichtige Aufgabe als Klimaschutzmanager ist die Öffentlichkeitsarbeit, denn es gilt auch alle Spandauer:innen für Klimaschutz zu sensibilisieren und zu motivieren, da wir nur alle gemeinsam als Bezirk und Stadtgesellschaft diese große Herausforderung schaffen können. Dabei arbeiten wir eng mit unserer Kollegin Laura Hüneburg zusammen, die für die KlimaWerkstatt zuständig ist.

In den nächsten eineinhalb Jahren werden wir uns hauptsächlich auf die Erstellung des Klimaschutzkonzepts fokussieren, mit dem eine Klimaschutz-Roadmap für Spandau entsteht. Meine Kollegin und ich haben gemeinsam die Projektsteuerung inne. Aufgrund meines fachlichen Hintergrunds freue ich mich inhaltlich insbesondere darauf, das Handlungsfeld „Gebäude und Stadtentwicklung“ zu bearbeiten sowie die damit eng verzahnten Handlungsfelder Mobilität und Klimawandelanpassung.

3. Auf welche Aufgaben bei der Erstellung des Klimaschutzkonzepts freust du dich am meisten?

Ich möchte daran mitwirken, den Bezirk Spandau zu einem klimagerechteren Ort mit lebenswerter Zukunft zu machen. Mit der Erstellung des Klimaschutzkonzepts wird Spandau resilienter gestaltet und vor Ort ein Beitrag geleistet, um die nationalen und internationalen Klimaziele zu verwirklichen. Dies wird sich auch positiv auf die Spandauer Gesellschaft – also Sie – auswirken. Ich freue mich darauf, für diese sinnvolle Aufgabe mein Wissen aus dem Studium und bisheriger Arbeit einbringen zu können. Aber natürlich werde ich mein Wissen ständig weiter ausbauen durch Studienlektüre, Schulungen, Webinare und Fachkonferenzen.

Ich werde hauptsächlich am Klimaschutzkonzept arbeiten, aber möchte auch ab und zu in der Klimawerkstatt Veranstaltungen begleiten oder einfach für Sie in der Sprechstunde ansprechbar sein. Ich freue mich darauf – auf die eine oder andere Form – mit Ihnen in Kontakt zu kommen!