Als letztes Siegel des Jahres – aber auch als letztes Siegel unserer ‚Durchblick im Siegeldschungel‘-Reihe – möchten wir Ihnen ein etwas weniger bekanntes, aber dafür umso einflussreicheres Siegel vorstellen: Das FNG-Siegel für nachhaltige Geldanlagen.

Wie wir unser Geld anlegen, hat einen großen Einfluss darauf, welche Geschäftsmodelle attraktiv sind und welchen schnell das Geld ausgeht. Daher haben Geldanlagen – auch von Privatpersonen – einen erheblichen Einfluss darauf, ob Unternehmen sich für den Ausbau von Windenergie engagieren oder Menschenrechtsverletzungen tolerieren.

Das FNG-Siegel wird seit 2015 vom Forum nachhaltige Geldanlagen e.V. vergeben. Es bewertet und zertifiziert Investmentfonds für Privatanleger, um transparent zu machen, was mit dem Geld der Anleger passiert. Das Ergebnis ist eine zweistufige Bewertung:

  1. Erfüllung von Mindeststandards: Hierzu bedient sich das FNG der Kriterien der Global Reporting Initiative (GRI), einem weltweit genutzten Standard zur Bewertung unternehmerischer Nachhaltigkeit. Er enthält Anforderungen zur Einhaltung von Arbeitsschutzstandards, Menschenrechten und Umweltschutz. Darüber hinaus gibt es Ausschlusskriterien wie Investitionen in Atomstrom, Waffen oder Fracking.
  2. Stufenmodell: Hier werden über das Siegel hinaus bis zu drei Sterne vergeben, die anzeigen, wie weit ein Investmentfonds über die Mindestkriterien hinaus nachhaltig handelt. Bspw. werden die Qualität der Nachhaltigkeitsprüfungen bewertet, unternehmensinterne Strategien analysiert und ob es Dialog mit den Firmen gibt, in die investiert werden soll.

Bereits die Mindeststandards gehen dabei deutlich über die von der EU definierten Nachhaltigkeitskriterien für Geldanlagen (sogenannte „Taxonomie“) hinaus.

Kritik gibt es vereinzelt an der Zusammensetzung des Forums Nachhaltige Geldanlagen, in dem Banken und Finanzdienstleister deutlich stärker vertreten sind, als zivilgesellschaftliche Akteure. Inhaltliche Kritik konnten wir nicht finden, wobei nicht auszuschließen ist, dass dies der komplexen Thematik geschuldet ist.

Da wir unsere diesjährige Reihe „Durchblick im Siegeldschungel“ abschließen, möchten wir Ihnen noch einen ganz praktischen Hinweis für Ihren Konsum in 2023 geben: Auf der Internetseite www.siegelklarheit.de bewertet und vergleicht die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag der Bundesregierung Nachhaltigkeitssiegel. Die Seite wird regelmäßig aktualisiert und ist für die Einschätzung von Siegeln sehr zu empfehlen.