Zum zweiten Mal in Folge gibt es im globalen Durchschnitt keinen Fortschritt bei der Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele (kurz: SDG). Im letzten Jahr gab es sogar leichte Rückschritte. Der Grund dafür: vor allem die coronabedingten Verschlechterungen bei der Armutsbekämpfung (SDG 1) und beim globalen Wirtschaftswachstum (SDG 8). Nicht durch Corona verursacht ist dagegen das international schlechte Abschneiden bei den Zielen „Nachhaltiger Konsum und Produktion“ (SDG 12), Klimaschutz (SDG 13) und – besonders für Spandau interessant – „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ (SDG 11).

Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland mit Platz 6 (hinter den skandinavischen Ländern) relativ gut ab. Allerdings ist keines der Länder auf dem Weg, alle SDG bis 2030 zu erreichen. Anders sieht das Bild allerdings aus, wenn sogenannte „Spillover-Effekte“ berücksichtigt werden – also die negativen Auswirkungen, die Deutschland auf die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele anderer Länder hat. Hier belegen wir Platz 149 von 163. Besonders negativ schlägt dabei der Handel zu Buche: Tödliche Arbeitsunfälle bei der Herstellung von Produkten für den deutschen Konsum, CO2-Emissionen entlang von Lieferketten, aber auch der Export von Plastikmüll und extrem schädlichen, teilweise in der EU verbotenen Pestiziden. Um diese Probleme zu beheben, dringen die Autoren des Berichts darauf, insbesondere auf nationaler Ebene die Anstrengungen für einen nachhaltigen Konsum zu erhöhen und Monitoring-Systeme zu stärken – beispielsweise im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen.

Insgesamt führen die gegenwärtigen akuten Krisen – insbesondere die Corona-Pandemie sowie der Krieg in der Ukraine – dazu, dass Aufmerksamkeit und Prioritäten der politischen Entscheidungsträger von der Erreichung mittel- und langfristiger Ziele abgelenkt werden. Kurz zusammengefasst: die akuten Probleme verhindern die Erreichung langfristiger Ziele. So nachvollziehbar diese Entwicklung sein mag, ist sie dennoch problematisch, da ein Scheitern der SDGs derartige Krisen begünstigen würde. Es braucht daher nach Einschätzung der UNO-Berichterstatter dringend deutlich mehr Investitionen in physische Infrastruktur (inklusive Erneuerbare Energien) sowie in Bildung. Hieran können und müssen Städte und Gemeinden genauso mitwirken, wie Nationalstaaten und die Internationale Gemeinschaft.